Nach einer Nacht Schlaf und diversen Gedanken zu unserem Dachzeltproblem entscheiden wir uns gegen Mittag am Sonntag doch zurück nach Kasane zu fahren. Wenn. wir am Montag direkt eine Werkstatt finden und die Halterungen geschweißt bekommen und um die Mittagszeit wieder auf der Straße sind, dann können wir es noch rechtzeitig nach Savuti schaffen und fahren nicht mit einer sehr fragilen Struktur auf dem Dach noch weiter in die Wildnis. Kaum auszumalen, was wir machen, wenn uns das Dachzelt mitten im Chobe vom Dach fliegt oder einer der Spanngurte sich aufreibt. Also ist Kasane die vernünftige Entscheidung und wie sich rausstellen wird, auch der mit Abstand bessere Plan. Also zurück auf die Straße und wir kommen gegen 17 Uhr in Kasane an. Eigentlich gibt es ja nix zu feiern, aber wir gönnen uns Hotelzimmer für die Nacht. So sind wir am Morgen auch flexibler und schneller. Schon beim Einchecken bekommen wir einen Tipp und es zeigt sich mal wieder, dass in Afrika immer jermand irgendeinen kennt, der einem weiterhelfen kann. Und so bin ich am Montag kurz vor 8 Uhr nach Kazungula unterwegs. Dies liegt 10 km von Kasane entfernt und hat deutlich mehr industrielle Infrastruktur. KD Engineering nimmt sich des Themas an und zu zweit arbeiten Ken und Richard fast 2 Stunden an unseren Halterungen. Neu schweißen und auch gleich noch jeweils eine Verstärkung einbauen, damit das Problem nicht nochmal auftritt. Kurz nach 11 Uhr sind wir wieder flott und auf dem Weg Richtung Ghoha Gate.
Wir erreichen Savuti gegen 16:30 Uhr. Der gleichnamige Kanal gibt dem Camp seinen Namen. Leider führt der Kanal seit mehr als 10 Jahren kein Wasser, was wohl auch mit tektonischen Verschiebungen zu tun hat. Daher ist die ganze Gegend sehr trocken und staubig. Wenn der Kanal Wasser führt ist es wohl ein Paradies mit vielen, vielen Tieren. Aber momentan tummeln sich einige Tiere rund um ein künstliches Wasserloch und ansonsten kämpft man sich nur durch sehr tiefen Sand. Selbst die Campsites sind sehr tiefsandig und wenn man nicht aufpasst, bleibt man auch dort direkt stecken.
Den folgenden Morgen machen wir gar nicht so schweren Herzens auf den Weg Richtung Moremi und Khwai. Der Moremi National Park ragt weit ins Okavango Delta hinein und ist geprägt von der wasserreichen Stellen in einer sehr trockenen Umgebung. Schonmal vorweg gesagt, Moremi wird uns begeistern und zeigt sich als sehr vielfältig, aber auch als sehr herausfordernd. Wir erreichen den Park ganz im Osten und fahren den Khwai Fluss entlang und es zeigen sich irrsinnig grüne Flussufer, die nur so vor Elefanten und Flusspferden wimmeln.
Aber dann zeigt sich auch gleich die wilde Seite von Moremi. Um auf halbwegs direktem Weg zum North Gate zu kommen, muss man den Fluss queren. Und wir unterschätzen die Querung gleich mal komplett bzw. machen auch den Anfängerfehler das Wasser nicht zuerst zu durchlaufen, um zu sehen, wie tief es wird. Mit zugeschalteter Untersetzung und viel Druck auf dem Gaspedal und Wasser auf der Windschutzscheibe kommen wir grade so durch. Tiefer als gedacht....puh. Da hätte der Urlaub auch abrupt zu Ende sein können. Wir wären aber auch nicht die ersten, die ihr Auto mal so kurz Versenken....aber es geht dann doch alles gut, aber der Respekt vor dem Wasser ist ab jetzt da. An der nächsten Querung kommt uns ein Auto entgegen und der Fahrer läuft beide Spuren ab und das Wasser ist max. 50 cm tief. Also nix wie durch und dann sind wir auch schon kurz darauf auf dem Camp Site am North Gate.
Wir grillen gemütlich und realisieren schon beim Essen, dass hier eine große Pavianhorde sehr präsent ist. Nach dem Essen und Spülen fallen wir müde in unsere Dachzelte, aber dann zeigt sich auch schon die nächste wilde Seite des Moremi. Eine konstante Geräuschkulisse von Pavianen, Flusspferden und Hyänen wechselt sich ab. Ein Honigdachs, den die Jungs "Alfredo" taufen, macht unsere Mülltonne unsicher. Und mitten in der Nacht schleicht eine große Hyäne um unseren Grill und checkt, ob es noch Reste gibt. Durch den Vollmond in dieser Nacht sieht man doch recht viel, wenn die Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben. Highlight der Nacht sind dann aber zweifelsfrei zwei junge Löwen, die sich für unseren Campingstühle interessieren und diese einige Minuten untersuchen. Mit angehaltenem Atem liegen wir alle in den Dachzelten und starren in die Dunkelheit und stellenfasziniert fest, das wir Luftlinie nur 5 Meter von den Löwen entfernt sind.
Am folgenden Tag drehen wir noch zwei Runden den Fluß entlang und entdecken auch viele Vögel und auch Hinweise das manchmal auch Zugvögel aus dem Ländle hierher geschafft haben.
Kurz vorm Abendessen bekommen wir auch wieder Besuch auf unserer Campsite. So richtig entspannt ist man dabei immer noch nicht, aber wir nehmen die Situation schon deutlich cooler als noch in Linyanti.
In dieser Nacht haben wir dann kurz vor Mitternacht auch nochmal vier Elefanten zu Besuch, die in knapp 5 Meter Entfernung an den Dachzelten vorbeiziehen. Eine weitere irre Begegnung mit diesen sanften Riesen von denen es hier noch so viele gibt.
Am Morgen machen wir uns auf den Weg nach Maun und fahren aber nicht die direkte Route, sondern über Xakanaka und Third Bridge. Beides sind zwei Camp ganz im Nordwesten des Parks und tief im Delta. Als wir gegen 15 Uhr Maun und das Audi Camp erreichen, sind wir alle sehr froh jetzt zwei Nächte in Zelten mit Betten zu haben und geniessen die Duschen und die vorhandene Infrastruktur. Botswana ist wild, machmal sehr wild.....da tut etwas mehr Zivilisation auch wieder ganz gut.
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